ChatGPT ist ein Werkzeug für Menschen, die automatisierte Prozesse verstehen und einordnen können, sagt Digital-Kritiker Ralf Lankau. Für den Unterricht sieht er keinerlei Potential, aber eine große Gefahr.
Von Uwe Ebbinghaus (FAZ) 19.06.2023
Herr Lankau, Sie sehen Lehrer, die ChatGPT im Unterricht einsetzen, kritisch. Wogegen richtet sich Ihre Kritik genau?
Meine Kritik richtet sich gegen den unreflektierten und nicht nach Altersstufe differenzierten und zu frühen Einsatz von Werkzeugen wie ChatGPT. Das Werkzeug, das wir Künstliche Intelligenz nennen, ist nichts anderes als automatisierte Datenverarbeitung. Um es sinnvoll einsetzen zu können, muss ich sowohl Verständnis für die Technik dahinter haben als auch für die Mechanismen, in die KI eingebettet ist. Es muss klar sein: Bei ChatGPT habe ich es mit einem Tool zu tun, das entwickelt wurde für Menschen, die beurteilen können, ob das, was als Text, Grafik oder Programmcode ausgegeben wird, auch tatsächlich korrekt ist. Dieses Werkzeug ist eine Erleichterung für all jene, die ein Vorwissen haben. Wer dies nicht hat, ist dem System, den hinterlegten Daten und Mechanismen vollständig ausgeliefert.
Wenn ich ChatGPT im Unterricht einsetze, kommt es also immer auf die Altersstufe und das Vorwissen an. Wenn das Vorwissen fehlt, wie unterhalb der Mittel- und Oberstufe zu erwarten, ist KI aus meiner Sicht ungeeignet für den Unterricht. Dann ist es allenfalls eine nette Spielerei ohne echten Erkenntnisgewinn.
Link zum vollständigen Interview bei der FAZ (Online):