Zehn Jahre Digitale Demenz

 Vom Shitstorm zum Mainstream

Ein Rückblick auf das Erscheinen dieses Buches im Jahr 2012 von seinem Autor Manfred Spitzer. Von Peter Hemsinger

Prof Spitzer schreibt: „Im Sommer 2012 erschien meine Monografie Digitale Demenz und löste einen Sturm der Entrüstung aus. Noch nie hatte ich einen solchen Shitstorm erlebt. Wie könne man so etwas behaupten? Es gäbe keinerlei Daten, die einen Zusammenhang zwischen der Nutzung digitaler Medien und Demenz beweisen würden – sagten nicht nur Journalisten und Medienleute, sondern auch Psychologen und Neurowissenschaftler, zu denen ich mich ebenso zähle wie zu den Psychiatern, die das Buch zumeist nicht wirklich ernst nahmen und meinten, ich hätte mit der Verwendung des Begriffs der Demenz unsachlich diskutiert. Trotz einer großen Leserschaft (Spiegel Bestseller und Übersetzungen, nach Angaben des Verlags, in 17 Sprachen) und eines gewissen Interesses der Medien (Talkshows) hatte das Buch keinerlei Auswirkung auf die Nutzung digitaler Medien, die in den letzten 10 Jahren noch deutlich zugenommen hat.

Man könnte das Ganze als „Lebenserfahrung“ (so nennt man seine eher unschönen Erfahrungen, wie schon John Lennon formulierte) beiseite tun, wenn der Inhalt mittlerweile an Bedeutung verloren hätte. Im Gegensatz zur öffentlichen Diskussion – kaum noch jemand spricht davon – ist digitale Demenz jedoch aus wissenschaftlicher Sicht dabei, Mainstream zu werden.“

Manfred Spitzer: Digitale Demenz.
Wie wir unsere Kinder um den Verstand bringen
Droemer-Verlag

Im Rückblick auf das Erscheinen dieses Buches im Jahr 2012 schreibt Prof. Spitzer: „Den Autoren der hier referierten empirischen Studien, die letztlich aus der Medizin kommen, bin ich sehr dankbar, weil sie infolge methodischer Strenge sehr gut zeigen können, dass das, was seinerzeit noch eher hypothetisch aus der Grundlagenforschung abgeleitet war, mittlerweile vielfache Bestätigung erfahren konnte. Ich will hier keinesfalls im Sinne des bekannten Zitats „Und sie bewegt sich doch“ missverstanden werden. Rechthaberei ist eines der größten Menetekel unserer Zeit und hat in der Wissenschaft einfach keinen Platz. Das allerdings gilt auch immer für beide Seiten, denjenigen, der auf mögliche negative Entwicklungen hinweist aber auch für denjenigen, der diesen widerspricht.“

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