Auch Risiken beleuchten!

Bericht der Kinderkommission stößt auf positives Echo

Tag der offenen Tür der Bundesregierung, 17. und 18. August 2019

Verbände, Initiativen und Institutionen melden sich zum ersten Mal gemeinsam zu Wort. Thema: Kinder und digitale Medien. Anlass ist der „Tag der offenen Tür“, den die Bundesregierung am 17. und 18. August in Berlin veranstaltet. Im Bundesministerium für Gesundheit informieren die Akteure über Chancen und Risiken, die für Kinder mit digitalen Medien verbunden sind. Dazu fordert Dr. med. Uwe Büsching: „Wir brauchen drittmittelfinanzierte Forschung, um besser zu verstehen, wie Bildschirmmedien auf Kinder in Kindergarten und Grundschulen wirken“. Der Kinder- und Jugendarzt ist Vorstandsmitglied im „Berufsverband der Kinder und Jugendärzte“ (bvkj). Er unterstützt damit aktuelle Empfehlungen der „Kinderkommission des deutschen Bundestages“.

Die Kommission fordert von der Bundesregierung, „im Rahmen der digitalen Agenda einen unabhängigen Forschungsbereich zu Chancen und Risiken neuer Digitaltechnologien aufzubauen.“ Bestehende Einrichtungen und Initiativen seien zu vernetzen und Forschungsprojekte zu fördern.

Das zeigt: Wichtige Gesichtspunkte sind eingeflossen, die Prof. Dr. Paula Bleckmann und Prof. Dr. Ralf Lankau bei einer Anhörung der Kommission genannt haben. Beide Experten sind Gründungmitglieder im „Bündnis für humane Bildung“, das seit 2017 einen kritischen Diskurs zur Digitalisierung der Schulen fordert. So nennt die Kommission zu Recht als Ziel schulischer Medienbildung eine „allgemeine Medienmündigkeit im Sinne eines kritischen Verständnisses der Medien“.

Eine weitere wichtige Forderung spiegelt sich in den Formulierungen der Kommission: „In der Primarstufe soll der pädagogische Schwerpunkt weiterhin auf dem Erlernen der analogen Kulturtechniken liegen.“ Das entspricht einer Petition, die das Bündnis mit dem anthroposophischen Netzwerk ELIANT auf den Weg gebracht hat: Die Organisationen sammeln im Moment europaweit Unterschriften, um digitalfreie Kindergärten und Grundschulen auch in Zukunft möglich zu machen. Dazu passt die Empfehlung der Kommission, dass „ein ‚Gesamtkonzept Medienbildung‘ benötigt wird, „das altersangemessen strukturiert ist.“

Auch das Thema „Sucht“ rückt in den Fokus, was ein großer Fortschritt ist: „Die Bundesregierung und Bundesländer werden aufgefordert, bei der Novellierung des Jugend(medien-)schutzes für die Beurteilung und Festlegung der Altersfreigaben von Computer-spielen und Apps ein zusätzliches Kriterium ‚Suchtpotential‘ einzuführen.“

Einen weiteren Aspekt macht die Kinderkommission ebenfalls stärker, als es bisher in der Diskussion der Fall gewesen ist: „Der Bund soll Mittel bereitstellen, damit ein abgestuftes Informationspaket, das die wesentlichen Risiken sowie Regeln für den Umgang mit Bildschirmmedien benennt, entwickelt und im Rahmen der Gesundheitsprävention flächendeckend verbreitet werden kann.“

Auf diese Weise könnte ein neues Bewusstsein entstehen für die kritischen Seiten der Digitalisierung im Bildungsprozess, gefördert durch bereits bestehende Projekte wie „Echt dabei“, „Schau hin“ oder „Medienfasten“.

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte
Stiftung Kind und Jugend
Media Protect
Universität Witten/Herdecke
Bündnis für humane Bildung