DigitalPakt Schule der Kultusminister: Irrweg der Bildungspolitik (kurz)

Kurzfassung

Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat sich zu den Eckpunkten einer Bund-Länder-Vereinbarung bekannt, die im Bereich der Schule Bildung in der digitalen Welt unterstützen will („DigitalPakt Schule“). Diese Entscheidung ist wissenschaftlich, wirtschaftlich und pädagogisch falsch.

Zum Nachlesen: Wer den Stand der wissenschaftlichen Forschung kennt, weiß, dass Smartphones, Tablets und WLAN als Lernmittel im Unterricht eher schaden als nützen. Wer Bildungschancen und Bildungsgerechtigkeit erhöhen möchte, investiert nicht in Technik, sondern in die Ausbildung und Anstellung von Lehrkräften und stärkt die Vermittlung der traditionellen Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Das ist die Basis für Bildungsprozesse mit analogen wie digitalen Medien.

Zum Nachrechnen: Die im Digitalpakt#D zugesagten 5 Milliarden Euro führen bei den beteiligten Schulen zu deutlich höheren Kosten als sie vom Pakt abgedeckt sind. Nach einer Berechnung der Universität Bremen sind maximal 35% der Investitionskosten finanziert (bei der Minimalausstattung: 5 Kinder teilen sich einen Rechner) oder sogar nur zwischen 10% und 7% (jedes Kind hat einen Rechner oder Tablet).

Zum Nachdenken: Fünfjahrespläne wie der Digitalpakt Schule, Zentralisierung und Zwangsdigitalisierung schädigen die Schulen. Lern- und Bildungsprozesse sind individuelle und soziale Prozesse, die an die eigene Persönlichkeit und das soziale Umfeld gebunden sind. Wer Chancen durch Bildung ermöglichen will, stärkt die Autonomie der Schulen und der Lehrkräfte vor Ort. Lehrkräfte, Mentoren und Tutoren sichern Lernerfolge, nicht Digitaltechnik.

Wer die öffentlichen Bildungseinrichtungen in Deutschland fördern will, stärkt den Föderalismus. Die Bundesrepublik Deutschland ist durch die föderale Struktur der Länder und Regionen erfolgreich, nicht durch Zentralismus.

Wer die öffentlichen Schulen stärken will, sorgt für mehr Autonomie vor Ort statt technischer und curricularer Standardisierung durch Informationstechnik und Software. Schulträger und Schulen müssen vor Ort entscheiden können, welche Investitionen notwendig sind und welche Medientechnik sinnvoll ist. Das orientiert sich an der Altersstufe, der Schulform und den zu unterrichtenden Fächern.

Wer die Bildungseinrichtung vor Ort stärken will, unterstützt Erzieher/innen und Lehrer/innen durch Vertrauen und Akzeptanz der Vielfalt an Lehrpersönlichkeiten und Methoden. Ausgebildete und/oder studierte Lehrkräfte müssen selbst entscheiden können, mit welchen Methoden und Medien sie ihren Unterricht gestalten, wenn sie Kinder und Jugendliche zu mündigen Bürgern erziehen sollen.

Daher unser Appell: Besinnen Sie sich. Machen Sie öffentliche Bildungseinrichtungen zukunftsfähig, indem Sie Schulen als Sozialverbund stärken. Nicht Medientechnik oder Computer sondern der Mensch ist des Menschen Lehrer!

Mit kollegialen Grüßen

Bündnis für humane Bildung, vertreten durch (Stand: 20.6.2017)

Prof. Dr. Paula Bleckmann, Alanus Hochschule
Dr. Matthias Burchardt, Universität zu Köln
Christoph Ecken, Redaktionsbüro Heidelberg
Peter Hensinger, Diagnose Funk
Prof. Dr. Edwin Hübner, Freie Hochschule Stuttgart
Prof. Dr. phil. Ralf Lankau, Hochschule Offenburg
Ingo Leipner, Wirtschaftsjournalist, Textagentur EcoWords, Lorsch
Prof. Dr. Gerald Lembke, Duale Hochschule Mannheim
Dr. Klaus Scheler, Pädagogische Hochschule Heidelberg
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Universität Ulm
Prof. Dr. Gertraud Teuchert-Noodt, Univ. Bielefeld

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Langfassung (5 S.) als HTML: „DigitalPakt Schule: Irrweg der Bildungspolitik

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